Hechtbestandsmanagement in der Angelfischerei - Möglichkeiten und Grenzen der Hege über Besatz, Habitatmanagement und veränderte Fang- und Entnahmebestimmungen

Chapter , Project Quarry pond

Der Hecht (Esox lucius) gehört zu den wichtigsten Zielfischarten der Angler in Deutschland (WOLTERet al. 2003, ARLINGHAUS et al. 2008a). In Berlin und Brandenburg ist er sogar der beliebteste Angelfisch (ENSINGER 2015). Der Hecht lässt sich vergleichsweise einfach angeln (Weithman & Anderson1976). Entsprechend empfindlich reagieren Hechtbestände auf Befischung (MOSINDY etal. 1987, GODDE & COBLE 1991, PIERCE et al. 1995,POST et al. 2002, JOHNSTON et al. 2013). Schon ein äußerst geringer Angelaufwand von nur 1,24 h/ha reichte aus, um ca. 50 % der Jahresproduktion eines kleinen, unproduktiven Sees in Ontario zufangen (MOSINDY et al. 1987). Diverse Gründe erklären die hohe Fangbarkeit von Hechtbeständen im Vergleich mit anderen Fischarten (MOGENSEN etal. 2014). Erstens hat die natürliche Auslese eine hohe Aggressivität bei Hechten hervorgebracht, was zu allem Überfluss mit einer, relativ zu anderen Arten, geringen Lernfähigkeit einhergeht (COBLEet al. 1985). Dadurch wird die Fängigkeit von Hechten vor allem mit Kunstködern begünstigt. Zweitens sind Hechte bis zu einer Länge von ca.55 cm stark an Unterwasserpflanzen und andere Unterstände gebunden (GRIMM 1989; GRIMM &KLINGE 1996). Diese Lebensräume lassen sich von Anglern, z. B. mittels Echoloten oder visuell, leicht identifizieren. Entsprechend wird die gezielte Befischung auch bei geringen Populationsgrößen gefördert (POST et al. 2002). Schließlich ist das Hechtangeln vergleichsweise einfach durchführbar. Das hält insbesondere in kleinen Vereinsgewässern den Angeldruck auf Hecht hoch, auch wenn die Bestände zurückgehen. Obwohl in der Literatur auch von „kollabierenden“ Hechtbeständen (d.h. Reduktionen der Biomasse auf unter 10 % der unbefischten Biomasse oder extrem ausgeprägte Verjüngung) in Reaktion auf anglerische Entnahme berichtet wird (POST et al. 2002), sind solche extremem Zustände selten. Hechte reagieren über diverse Kompensationsmechanismen, z.B. erhöhtes Junghechtaufkommen, reduzierte natürliche Sterblichkeit oder gesteigertes Wachstum (HAUGEN et al. 2007) auf die Bestandsausdünnung, sodass die Gesamthechtbiomasse selbst bei jährlichen Entnahmeraten bis 50 % unverändert hoch bleiben kann, insbesondere wenn große Laichtiere im Bestand verbleiben, die für die ausreichende Reproduktion selbst bei geringen Laicherabundanzen sorgen (TIAINEn et al. 2014).

Arlinghaus, R., Alós, J., Beardmore, B., Díaz, Á., Eschbach, E., Hagemann, R., Hühn, D., Johnston, F., Klefoth, T., Lübke, K., Matsumura, S. (2016). Hechtbestandsmanagement in der Angelfischerei - Möglichkeiten und Grenzen der Hege über Besatz, Habitatmanagement und veränderte Fang- und Entnahmebestimmungen. Fisch des Jahres 2016 - Der Hecht (Esox lucius), 19-53


Published : 2016
Appeared in : Fisch des Jahres 2016 - Der Hecht (Esox lucius)