Nutzungseinschränkungen an Seen > 10 ha in Niedersachsen durch Interessengruppen und Behörden in Bezug auf die Angelfischerei

Project Quarry pond , BSc thesis

Gewässer und insbesondere Seen sind wichtige Orte für den Naturschutz und für die menschliche Freizeitnutzung. Während Naturseen in Niedersachsen nur selten vorkommen, wächst die Zahl an künstlich geschaffenen Baggerseen kontinuierlich, um die weltweite Nachfrage an mineralischen Rohstoffen wie Sand, Kies, Quarz oder Naturstein, zu bedienen. Allen Gewässern gemeinsam ist, dass sie dem Fischereirecht unterliegen, welches häufig von Angelvereinen ausgeübt wird. Zudem können an den Seen behördliche Schutzgebiete ausgewiesen werden, welche auch die Freizeitnutzung detailliert regeln. Das fischereiliche Nutzungsrecht beinhaltet zudem den gesetzlichen Auftrag zur Erhaltung und Entwicklung der Lebensräume und Bestände von Pflanzen- und Tierarten, sodass von Angelvereinen nicht selten auch freiwillige Schutzgebiete ausgesprochen und durchgesetzt werden. Bisher ungeklärt sind allerdings die Anzahl und Größe der für die Freizeitnutzung besonders attraktiven Seen in Niedersachsen mit einer Größe über 10 Hektar, die dort vorherrschenden Schutzmaßnahmen und ausgeübten Nutzungsrechte sowie der Beitrag behördlicher und von Angelvereinen freiwillig ausgewiesener Schutzgebiete zum regionalen und überregionalen Naturschutz. Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wurden sämtliche Seen in Niedersachsen mit einer Größe über 10 ha erfasst, mittels GIS vermessen und die jeweils vorherrschenden Schutzbestimmungen in Bezug auf die Ausübung der Angelfischerei untersucht. Dabei wurde zwischen Naturseen, Baggerseen und Speicherseen unterschiedlicher Größenklassen sowie behördlichen und freiwilligen Schutzmaßnahmen entlang der Uferpartien differenziert. Behördliche Schutzmaßnahmen (Angel- und Betretungsverbote) wurden über die Schutzgebietsverordnungen der Landkreise ermittelt und freiwillige Schutzzonen über die jeweiligen Gewässerordnungen der Fischereirechtsinhaber (Angelvereine) recherchiert. In ganz Niedersachsen wurden insgesamt 402 Stillgewässer mit einer Größe > 10 ha nachgewiesen. Diese Seen verfügten über eine Gesamtwasserfläche von 15.293,2 ha und einer Gesamtuferlinie von 1.279,3 km. Von diesen Gewässern wurden N = 327 Gewässer als Baggerseen, N = 51 als Naturseen und N = 24 als Talsperren/Speicherseen identifiziert. An N = 82 Seen existierten behördlich ausgewiesene Angelverbote und Schongebiete, wohingegen an N = 106 Seen freiwillige Schutzzonen eingerichtet waren. Der gesamte geschützte Uferbereich an niedersächsischen Seen > 10 ha betrug 427,1 km, bzw. 33,3 % der Gesamtuferlinie. In Bezug auf die Schutzstrecken dominierte der behördliche Schutz mit 265,3 km, wohingegen freiwillige Schutzzonen zwar häufiger vorkamen, aber mit einer Gesamtlänge von 161,8 km auch deutlich kleiner ausfielen. Zudem variierte die Verteilung und das Ausmaß der behördlichen Schutz- und Angelverbotszonen stark zwischen den einzelnen Landkreisen, wobei behördliche Verbote vorrangig an großen Naturseen ausgesprochen wurden. Angelvereine hingegen richteten signifikant mehr 2 freiwillige Schutzgebiete an den kleineren Baggerseen ein und wurden bevorzugt dann tätig, wenn noch kein behördlicher Schutz existierte. Auf diese Weise ergänzten sich die behördlich und freiwillig ausgewiesenen Schutzzonen, ohne in Konkurrenz zu stehen. In Kombination mit den behördlich gesicherten Gebieten können freiwillige Schutzgebiete neben den lokalen Wirkungen auch als Korridore und Trittsteinbiotope fungieren, werden als solche allerdings kaum wahrgenommen. Im Sinne des Natur- und Artenschutzes, als auch im Sinne einer nachhaltigen anglerischen Gewässerbewirtschaftung sind verstärkte Kooperationen zwischen den Naturschutzbehörden der Landkreise und der lokalen Angelvereine niedersachsenweit erstrebenswert, um gesellschaftliche Schutz- und Nutzungsansprüche verbessert umzusetzen und beiderseitigen Nutzen zu schaffen.

 

Theis, O. (2021). Nutzungseinschränkungen an Seen > 10 ha in Niedersachsen durch Interessengruppen und Behörden in Bezug auf die Angelfischerei. Bachelorarbeit, Hochschule Bremen, City University of Applied Sciences, Fakultät 5: Natur und Technik, Internationaler Studiengang technische und angewandte Biologie.


Published : 2021
Appeared in : Bachelorarbeit, Hochschule Bremen, City University of Applied Sciences, Fakultät 5: Natur und Technik