Verhalten und Aktionsraum von besetzten Hechten (Esox lucius L.) in einem natürlichen See: eine telemetrische Untersuchung

Project Adaptfish , BSc thesis

Als Fischbesatz wird das regelmäßige Einsetzen von Wild- oder Zuchtfischen in fischereilich genutzte Oberflächengewässer bezeichnet, mit dem Ziel bestehende Fischbestände zu steigern und zu erhalten. Zunehmend wird bei Besatz auf größere Satzfische zurückgegriffen, weil ansonsten in natürlichen Populationen keine bestandssteigernden Effekte zu erwarten sind. Aber auch große Satzfische könnten unter Besatzstress leiden, der sich in Verhaltensanomalien manifestiert. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu überprüfen, inwiefern Besatzstress das Verhalten von besetzten Laichhechten beeinflusst. Darüber hinaus wurde untersucht, wie schnell sich besetzte Hechte fremder Herkunft in einem neuen Lebensraum etablieren und ob sie nach Besatz ein von Wildhechten unterschiedliches Verhalten zeigen. Der Versuch umfasste insgesamt vier Versuchsgruppen – zwei aus fremden Gewässern stammende Herkünfte sowie zwei Gruppen der residenten Wildfischpopulation. Eine stationäre, hochauflösende Telemetrieanlage lieferte für insgesamt 57 Laichhechte (ca. 14 je Herkunft), denen im Vorfeld akustische Transmitter implantiert wurden, über den Zeitraum vom 17.10.2011 – 14.03.2012 Positionsdaten aus dem Kleinen Döllnsee. Daraus wurden die Verhaltensmaße wie wöchentliche Schwimmaktivität, Uferdistanz, Wassertiefe sowie der Aktionsraum (Home Range) errechnet. Als Ko-Variaten dienten die Umweltvariablen Wassertemperatur und Wassertrübung sowie die Körperlänge der Hechte. Mittels linearen Modellen wurde festgestellt, dass der Besatzstress alle besetzten Versuchsgruppen im Vergleich zur nichtbesetzten Kontrollgruppe negativ beeinträchtigte und die Schwimmaktivität signifikant reduzierte. Besatzstress oder die Fremdherkunft änderte alle anderen Verhaltensmaße nicht signifikant. Entsprechend gab es keine Evidenz dafür, dass die Hechte fremder Herkunft Probleme der verhaltensseitigen Adaptation an den neuen Lebensraum hatten, die über den mit Besatz einhergehenden Stress herausging. Darüber hinaus belegte diese Studie, dass größere Individuen wie erwartet höhere Schwimmraten sowie ausgedehntere Aktionsräume (Home Range) zeigten. Sinkende Wassertemperaturen steigerten signifikant die Schwimmleistung sowie die Home Range aller Hechte, wobei sich diese dann in flacherem Wasser sowie näher am Ufer aufhielten. Steigende Wassertrübungen verringerten die Schwimmleistung aller Hechte. Es wird die Schlussfolgerung gezogen, dass das Einsetzen von Hechten selbst für robuste Fischgrößen einen relevanten Stressor darstellt und daher wann immer möglich alternative Hegevorgehen zu wählen sind, die die Bestände nachhaltig steigern, ohne relevante biologische Auswirkungen auf das Wohlergehen der Satzfische zu haben.

Czapla, P. (2017). Verhalten und Aktionsraum von besetzten Hechten (Esox lucius L.) in einem natürlichen See: eine telemetrische Untersuchung. Bachelor Thesis, Fakultät Umweltingenieurwesen Hochschule Weihenstephan-Triesdorf / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin


Published : 2017
Appeared in : Bachelor Thesis, Fakultät Umweltingenieurwesen Hochschule Weihenstephan-Triesdorf / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin