The social dimension of recreational fisheries management: the eel (Anguilla anguilla) example

PhD thesis

Zusammenfassung

Die hobbymäßige Angelfischerei stellt ein komplexes sozio-ökologisches System dar. Für den Erhalt eines guten ökologischen Zustands bei gleichzeitiger Schaffung positiver sozioökonomischer Effekte ist bei der Bewirtschaftungsplanung sowohl die biologische als auch der soziale Komponente der Angelfischerei zu berücksichtigen. Vor dem Hintergrund der Umsetzung der Europäischen Aalverordnung wurde die biologische und sozioökonomische Bedeutung des Aalangelns im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (MV) untersucht. Neben der Ermittlung des angelfischereilichen Aalertrags war das primäre Anliegen der vorliegenden Arbeit ein weitreichendes Verständnis über das Verhalten von Aalanglern zu erlangen. Um mögliche Auswirkungen geänderter Fangbestimmungen auf das Angelverhalten zu untersuchen, wurden zwei etablierte theoretische Ansätze gewählt. Zur Anwendung kamen die Spezialisierungstheorie, die aus der systematischen Klassifizierung von Anglern abgeleitet wurde, und die aus der Verbraucherforschung stammende Random Utility Theorie. Mittels der Schätzung der Anzahl der aktiven Angler in MV und der durchschnittlichen jährlichen Aalfangrate pro Angler konnte die Bedeutung der anglerischen Aalentnahme demonstriert werden. Für die Erfassung der Managementpräferenzen und der darauf basierenden Ableitung von Verhaltensprognosen wurden schriftliche und telefonische Umfragen durchgeführt. Generell akzeptierten die befragten Angler strengere Fangbestimmungen bis einem gewissen Grad. Jegliche Form der Beschränkung des Angelaufwands wurde jedoch im Vergleich zu strengeren Entnahmebestimmungen abgelehnt. Ein auf der Random Utility Theorie basierendes "Stated Preference" Experiment zeigt, dass die Akzeptanz von persönlichen Einschränkungen steigt, falls andere als negative wahrgenommene Einflussfaktoren (z. B. Berufsfischerei, Kormoran) ebenfalls stärker reguliert werden. Die Bereitschaft, das Angelverhalten für den Aalschutz anzupassen, war zudem vom Spezialisierungsgrad der Angler abhängig. Unterschiedlich spezialisierte Aalanglersegmente variierten hinsichtlich verhaltensbestimmender Ansichten zum Aalmanagement und präferierten verschiedene Fangbestimmungen. Spezialisierte Aalangler lehnten dabei im stärkeren Maße strengere Aalfangbestimmungen ab. Dieser festgestellte Zusammenhang widerspricht den Vorhersagen der Spezialisierungstheorie, die generell davon ausgeht, dass spezialisierte Angler eher bereit sind, das Angelverhalten für Schutzzwecke anpassen. Ebenso unterschieden sich die identifizierten Aalanglergruppen hinsichtlich der durch geänderte Fangbestimmungen verursachten Wohlfahrtseffekte. Strengere Fangbestimmungen lösten dabei im größeren Umfang Wohlfahrtsverluste bei Aalanglern mit höheren Spezialisierungsgrad als bei weniger involvierten Aalanglers aus. Für spezialisierte Aalangler belegt dieser Zusammenhang die höhere persönliche Bindung zum Aalangeln. Basierend auf den heterogenen Managementpräferenzen und den variierenden Wohlfahrtseffekten kann geschlussfolgert werden, dass spezialisierte Aalangler im stärkeren Maße gegen strengere Aalfangbestimmungen protestieren würden als weniger spezialisierte Aalangler. Belegt durch eine neuartige Befragungsmethode ist jedoch davon auszugehen, dass strengere Fangbestimmungen keine erhebliche Reduzierung des Angelaufwands auf Aal zur Folge haben. Die geringe Reduzierung des Angelaufwands wird durch die unelastische Anpassung des37Angelverhaltens der Aalangler hervorgerufen. Für die Identifizierung von effektiven Maßnahmen, die gleichzeitig eine hohe Akzeptanz seitens der Angler erfahren, wurden die biologischen und sozioökonomischen Effekte für verschiedene Managementszenarien gegenübergestellt. Hinsichtlich der Umsetzung von Schutzmaßnahmen im Bereich der Angelfischerei zeigt die vorliegende Arbeit die Wichtigkeit der Einbeziehung des heterogenen Meinungsbildes und Verhaltensmuster der Anglerschaft auf. Am Beispiel des Aalangelns konnte belegt werden, dass die Bewertung von Managementmaßnahmen durch unterschiedlich spezialisierte Angler weitaus komplexer ist als bisher vermutet wurde. Als wesentliche Faktoren, die das Meinungsbild und Verhalten eines Anglers beeinflussen, sind neben der Bewertung des persönlichen Einflusses auf die genutzte Ressource auch die konsumtive Ausrichtung der Fischerei, die Anzahl anderer vorgenommener Einflussfaktoren, und die Wichtigkeit der befischten Ressource zur Befriedigung des präferierten Angelerlebnisses zu benennen. Ebenso sind die möglichen Alternativen zur Substitution des primär gesuchten Angelerlebnisses einzubeziehen, falls potentielle Regularien den Zugang zur hauptsächlich befischten Art stark einschränken. Managementplanungen, die dieses komplexe Zusammenspiel nicht berücksichtigen, laufen Gefahr, suboptimale Ergebnisse hinsichtlich der nachhaltigen Ressourcennutzung und sozioökonomischen Effekte zu erzeugen.

Abstract

Recreational fisheries in inland and coastal waters represent complex social-ecological systems. To maintain ecological stability and social benefits, effective recreational fisheries management strategies should consider the biological and human dimensions. Given the dramatic decline in the European eel population, a complex complementary survey design was developed to assess the biological and human dimensions of the recreational eel fishery in the north-eastern German state of Mecklenburg-Vorpommern. Recreational specialisation theory and random utility theory provided a sound theoretical basis for my investigation of eel angler behaviour. Based on data from a one-year diary survey and the representative estimation of the total number of active anglers, the biological relevance of the recreational eel fishery was proven in the study area. The recreational eel harvest was at least as large as the commercial eel harvest in the study region. Generally, both mail surveys indicated that anglers prefer stricter eel harvest regulations than are currently in place, but oppose highly restrictive effort regulations. A novel maximum difference conjoint task demonstrated that acceptance of personal restrictions increased if other perceived impact factors are jointly regulated and certain positive outcome was ensured. However, eel anglers exhibited distinct attitudes and opinions about various eel management aspects and preferences for harvest and effort regulations, depending on their level of specialisation. More specialised anglers exhibited greater aversion to stricter angling regulations, which contradicts prior predictions of the specialisation theory. At the same time higher welfare losses caused by stricter eel angling regulations were estimated for more committed eel anglers than for less specialised eel anglers, reflecting their higher personal bonding to eel angling. Given the pronounced eel angler heterogeneity demonstrated in my study, behavioural reaction to new eel conservation policies can be expected to be mixed with more specialised eel anglers opposing them more strongly than less specialised eel anglers. Despite the strong rejection of very strict management policies, eel angler's effort responses to stricter angling regulations were highly inelastic. Finally, to assist eel managers the potential biological, behavioural and welfare outcomes of different eel angling management scenarios were contrasted. Overall, my thesis highlights the importance of understanding recreational fisher's attitudes and behaviours when designing angling regulations to support conservation efforts. Evaluation of fisheries conservation and management by differently specialised anglers might be much more complex than has been previous assumed. Factors that contribute to this complex relationship include angler ́s perception of contributing to stock declines, the consumptive nature of the fishery, the dependency on the resource to meet experience preferences, the number of other involved stakeholders and the degree to which potential regulations are perceived as threatening access to a fishery with a limited number of acceptable substitutes. Management actions that fail to take this complexity into account are likely to result in suboptimal outcomes.

Dorow, M. (2015). The social dimension of recreational fisheries management: the eel (Anguilla anguilla) example. Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin


Published : 2015
Appeared in : Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin