Vergleich des Verhaltens von geangelten und in Stellnetzen gefangenen Barschen (Perca fluviatilis L.)

BSc thesis

Das Wissen um eine gerätabhängige Fangbarkeit von unterschiedlichen Verhaltenstypen einer Fischart ist von essenzieller Bedeutung für ein angepasstes Fischereimanagement und von daher ein wesentlicher Parameter für die Bewertung von Fischbeständen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, dass Verhalten von geangelten und in Stellnetzen gefangenen Barschen (Perca fluviatilis) mithilfe der im Versuchsgewässer installierten Telemetrieanlage zu analysieren. Dafür wurden im September 2009, 20 piscivoren Flussbarschen (Totallänge, TL 313 – 400 mm) aktive akustische Transmitter implantiert, welche hochauflösende dreidimensionale Positionen lieferten. Verhaltensmerkmale wurden anhand der täglichen Mittelwerte der zurückgelegten Schwimmstrecken, des Abstands zum Gewässerboden, der präferierten submersen Makrophytenkonzentration und der Uferdistanz der Versuchstiere ermittelt. Die Analyse zeigte zwischen den geangelten und in Stellnetzen gefangenen Barschen signifikante, von der Jahreszeit abhängige Unterschiede. Dabei wiesen geangelte Barsche im Vergleich zu den in Stellnetzen gefangenen Artgenossen im Frühjahr und Sommer signifikant geringere mittlere tägliche Schwimmstrecken auf. Auch unterschieden sich die beiden Gruppen hinsichtlich der Nutzung der Wassersäule, wobei die geangelten Barsche im Winter und Frühjahr gegenüber den Stellnetzfischen signifikant größere Abstände zum Boden zeigten. Im Herbst kam es zu einer Umkehrung dieses Trends, nach dem sich geangelte Barsche im Vergleich zu den in Stellnetzen gefangenen Fischen grundnäher aufhielten. Darüber hinaus zeigten die in Stellnetzen gefangenen Barsche gegenüber den geangelten Individuen im Sommer einen signifikant stärkeren Bezug zu submersen Makrophyten. Ferner hielten die in Stellnetzen gefangenen Barsche entgegen den geangelten Barschen, im Frühjahr und Herbst signifikant größere Abstände zum Ufer ein. Demnach unterscheiden sich geangelte und in Stellnetzen gefangene Barsche tatsächlich in ihren Verhaltensmaßen. Diese Unterschiede sind aber von der Jahreszeit und damit auch von der Temperatur abhängig. Als Determinante der Fangbarkeit von Fischen in Stellnetzen wurde einzig deren Schwimmaktivität identifiziert, wobei die Fangbarkeit mit der Angel von Aktivität und Mut erklärt werden konnte. In diesem Fall kann die angelfischereiliche Selektion, die Entnahme der aktiven und mutigen Verhaltenstypen zu evolutionären Veränderungen in der Population führen, da aktivere und mutigere Individuen schneller wachsen, eine größere Reproduktionsleistung und Fitness haben.

Briege, J. (2014). Vergleich des Verhaltens von geangelten und in Stellnetzen gefangenen Barschen (Perca fluviatilis L.). Bachelor Thesis, Humboldt-Universität zu Berlin / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin


Published : 2014
Appeared in : Bachelor Thesis, Humboldt-Universität zu Berlin / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin