Untersuchungen zur litoralen Fischgemeinschaft im Kleinen Döllnsee unter besonderer Berücksichtigung des Hechtes (Esox lucius L.) und seiner Beute

Fischgemeinschaften im Litoral stehender Gewässer sind abhängig von der Qualität und Quantität des verfügbaren Habitats. Allerdings liegen nur wenige Studien zum Zusammenhang der Uferstruktur stehender Gewässer und der Fischgemeinschaft vor. Diese Studie hatte zum Ziel, die abundanzbestimmenden Uferstrukturfaktoren für Hechte (Esox lucius L.) und deren Beutefische im Litoral eines kleinen mesotrophen Natursees (Kleiner Döllnsee, 25 ha, Brandenburg) zu untersuchen. Mittels Elektrofischerei wurde von Juli bis Oktober 2012 das Litoral des Sees einmal monatlich beprobt. Aus den gewonnen Daten wurden Abundanzmaße für 0+ bzw. YOY-Hechte (Young-of-the-Year), 1+ Hechte und ihre Beutefische ermittelt. Während der Beprobung wurden Strukturfaktoren des Litorals wie der Deckungsgrad der Vegetation, Wassertiefe, Wassertemperatur und Sauerstoffsättigung aufgenommen, um Zusammenhänge mit der Fischabundanz darstellen zu können. Zusätzlich wurde der Inhalt von 300 Mägen von YOY-Hechte, gefangen von Mai bis Oktober 2012, untersucht. Für die YOY-Hechte zeigte sich, entgegen der Erwartung, dass die Vegetationsdichte keinen signifikanten Einfluss auf die Abundanz hatte. Einzig die Habitattiefe beeinflusste das Vorkommen der Junghechte signifikant: Sie waren über den gesamten Versuchszeitraum mit den sehr flachen Regionen des Sees assoziiert. Die Analyse der Mägen zeigte einen positiven Zusammenhang zwischen der Totallänge der YOY-Hechte und der Auftretensfrequenz von Fisch sowie zwischen der Totallänge und dem Anteil leerer Mägen. Für die älteren Hechte konnte ebenfalls entgegen der Erwartung nicht gezeigt werden, dass der Deckungsgrad der Vegetation einen signifikanten Einfluss auf die Abundanz der Hechte hatte. Lediglich die Abundanz der Beutefische beeinflusste die 1+ Hechtabundanz positiv. Bei 1+ Hechten und Beutefischen konnte eine Verschiebung des präferierten Tiefenbereiches über den Jahresverlauf in immer tiefere Regionen des Litorals nachgewiesen werden. Weiterhin war die Abundanz der Beutefische positiv mit dem Deckungsgrad der Vegetation korreliert. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie geben Hinweise darauf, dass die in der Literatur häufig beschriebene Bedeutung der Vegetation sowohl für Junghechte als auch für adulte Individuen dieser Art komplexer ist als gemeinhin angenommen. So scheint das Beutefischvorkommen in natürlichen Gewässern mit insgesamt ausreichender Vegetation im Litoral ein einflussreicherer Faktor bei der Habitatwahl der adulten Hechte zu sein als die Vegetation an sich. Veränderungen der Ufervegetation wirken womöglich indirekt auf Hechte, indem die Abundanz der Beute reduziert wird.