Vergleich der reproduktiven Fitness nativer und besetzter Hechte (Esox lucius Linnaeus, 1758) in einem Naturgewässer (Kleiner Döllnsee)

MSc thesis

Fischbesatz wird immer noch als das wichtigste Werkzeug für effektives Fischereimanagement betrachtet und eingesetzt. Das Hauptziel, das damit in der kommerziellen Fischerei und in der Angelfischerei erreicht werden soll, ist die Stützung bestehender Fischbestände, mit der Absicht die Fangmengen langfristig zu erhalten oder gar zu steigern. Besatz ist aber immer auch mit ökologischen, biologischen und genetischen Risiken verbunden, die gegen den angestrebten Nutzen abgewogen werden müssen. In vielen wissenschaftlichen Abhandlungen wird inzwischen angezweifelt, dass Besatz in jedem Fall sinnvoll ist, insbesondere, wenn Gewässer mit selbstreproduzierenden Beständen und intakten Habitaten vorliegen. Es mehren sich die Hinweise, dass Fische, die in einem Gewässer nativ vorkommen, an dessen lokale Bedingungen angepasst sind und daher Artgenossen, die aus anderen Gewässern stammen, verdrängen. In der vorliegenden Arbeit wurde diese Hypothese am Beispiel des Hechtes (Esox lucius) untersucht. Dazu wurden geschlechtsreife Hechte aus zwei verschiedenen Fremdherkünften in ein typisches Hechtgewässer (Kleiner Döllnsee, Brandenburg) eingesetzt und deren Fitness mit der der nativen Hechte verglichen. Als Fitness-Maß diente insbesondere der Beitrag zur Reproduktion. Durch Elternschaftsanalysen mit 13 Mikrosatelliten wurde ermittelt, zu welchen Anteilen die Hechte aus Besatz- und Kontrollgruppen zur Nachkommenschaft (YOY) beigetragen hatten. Anschließend wurden diese Ergebnisse mithilfe von General Linearized Models statistisch überprüft. Insgesamt wurden für 304 YOY die zugehörigen Eltern ermittelt. 68 YOY hatten Eltern, die einer der Versuchsgruppen angehörten. Bei 25 YOY handelte es sich um echte Hybride aus einer fremden und einer nativen Herkunft. Nach dem plausibelsten statistischen Model zeigten die Fremdherkünfte eine signifikant geringere Laichwahrscheinlichkeit als die nativen Herkünfte. In der Anzahl der YOY unterschieden sich die Gruppen nicht signifikant und die YOY selber zeigten keine signifikanten Unterschiede ihrer konditionellen Eigenschaften und in ihrem zeitlich-räumlichen Aufkommen. Auch die adulten Hechte der einzelnen Versuchsgruppen zeigten bezüglich ihrer konditionellen Merkmale keine signifikanten Abweichungen, so dass die beobachteten Unterschiede in der reproduktiven Fitness auf die Herkunft zurückgeführt und die aufgestellte Hypothese angenommen werden muss. Das Ergebnis der vorliegenden Arbeit unterstützt damit andere Untersuchungen, die lokale Herkünfte für Besatzmaßnahmen empfehlen, um negative Auswirkungen auf native Populationen aufgrund fehlender Anpassung zu verhindern.

Hagemann, R. U. (2013). Vergleich der reproduktiven Fitness nativer und besetzter Hechte (Esox lucius Linnaeus, 1758) in einem Naturgewässer (Kleiner Döllnsee). Master Thesis, Technische Universität München (TUM) in Freising - Weihenstephan / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin


Published : 2013
Appeared in : Master Thesis, Technische Universität München (TUM) in Freising - Weihenstephan / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin