Differentielle Allokation vs. reproduktive Kompensation durch Zebrafischweibchen (Danio rerio) nach Konditionierung auf unterschiedlich große und attraktive Männchen

BSc thesis

Ein in der Tierwelt weit verbreiteter Mechanismus der intersexuellen Selektion ist die Differentielle Allokation (DA) reproduktiver Ressourcen in Abhängigkeit der Fitnessaussichten, die einzelne Fortpflanzungspartner versprechen. Die DA-Hypothese prognostiziert eine überdurchschnittlich hohe Investition in die Reproduktion mit attraktiveren, qualitativ hochwertigen Partnern, die anhand sekundärer sexueller Geschlechtsmerkmale oder anderer Merkmale, wie z.B. Körpergröße, höhere Reproduktionserfolge versprechen. In der vorliegenden Studie wurde am portionslaichenden Zebrafisch (Danio rerio) der Einfluss von differenzierten Erfahrungen bezüglich der Verfügbarkeit unterschiedlich großer (d.h. attraktiver) Männchen auf DA-Muster einheitlich großer Weibchen untersucht. Dazu wurden adulte Weibchen in drei verschiedenen Behandlungsgruppen 14 Tage lang auf ausschließlich große, kleine, oder zur Kontrolle auf Männchen beider Größenklassen konditioniert. Anschließend wurden zweitägige monogame Fortpflanzungsexperimente unter Ausschluss visueller und olfaktorischer Kontakte zu anderen Tieren mit großen oder kleinen Männchen durchgeführt, in denen die reproduktiven Investitionen von Weibchen der drei Behandlungsgruppen anhand der Indikatoren Gelegegröße und Eiqualität analysiert wurden. Unabhängig von der Konditionierung auf unterschiedlich große Männchen pflanzten sich die Weibchen nicht nur signifikant häufiger mit großen Männchen fort, sondern sie allokierten auch signifikant größere Gelege für diese offenbar attraktiven Partner. Ähnliche Muster zeigten sich bei der Allokation der Eiqualität gemessen am Eidotterdurchmesser in beiden Behandlungsgruppen mit differenzierter Konditionierung auf eine bestimmte Männchengröße. Dieses Muster zeigte sich in der Kontrollgruppe nicht, und auch die DA über die Gelegegröße war in dieser Gruppe nur tendenziell nachweisbar. Ein Einfluss der während der Konditionierungsphase gesammelten Erfahrungen auf die Präferenzen oder die DA-Muster ließ sich folglich statistisch nicht vollends überzeugend absichern. Nichtsdestotrotz schien die DA nach der Konditionierung auf ein in Bezug auf die Körpergröße einseitiges Partnerangebot stärker ausgeprägt als in der Kontrollgruppe, was sich gemäß der DA-Hypothese mit einer durch die Erfahrungen unterschiedlich stark herauf- bzw. herabgesetzten Erwartungshaltung über die anzutreffende Partnerqualität erklären könnte. Die vorliegende Studie ist die erste weltweit, die die Strategie der DA durch Zebrafischweibchen in Abhängigkeit der Körpergröße der Männchen zweifellos nachwies. Hingegen wurden keine Hinweise auf reproduktive Kompensationsmuster der Weibchen nach dem Antreffen geringer Partnerqualität gefunden. Die Ergebnisse deuten auf eine ggf. stärker als bisher an-genommene Ausprägung sexueller Selektionsmechanismen über mit der Körpergröße korrelierten männlichen Phänotypen bei Zebrafischen an.

Böckenhoff, L. (2009). Differentielle Allokation vs. reproduktive Kompensation durch Zebrafischweibchen (Danio rerio) nach Konditionierung auf unterschiedlich große und attraktive Männchen. Bachelor Thesis, Humboldt-Universität zu Berlin / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin


Published : 2009
Appeared in : Bachelor Thesis, Humboldt-Universität zu Berlin / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin