Schlauer Karpfen, dummer Hecht?

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Er gilt als schlau und misstrauisch: der Karpfen. Legendär ist die, gerade unter britischen Karpfenanglern, zelebrierte Unfangbarkeit bestimmter Exemplare. Die kann man zwar an Kleingewässern wie dem Redmire Pool permanent von Bäumen aus beobachten, aber selten haken. Gleichzeitig ist der Karpfen die am stärksten domestizierte Fischart. Als Koikarpfen hat Cyprinus carpio den Charme eines zahmen Haustiers. Wie passt all das zusammen? Oder ist gar die große Wandelbarkeit des Karpfens Zeichen seines Potenzials, sich allen Umständen perfekt anzupassen? Insbesondere allesfressende (omnivore) Fischarten wie die Karpfen haben Studien zufolge stärker ausgeprägte Lernfähigkeiten als typische Raubfische wie Hechte. Das hat evolutionsbiologische Gründe. Raubfische können es sich nicht leisten, bei der Nahrung besonders wählerisch zu sein. Sie jagen kleine Beutefische, die sehr wohl wissen, wie sie sich dem Nachstellen durch die Räuber zu entziehen haben. Und wenn dann für Meister Esox doch die eher seltene Fressmöglichkeit kommt, sollte er sich den Schmaus besser nicht entgehen lassen. Raubfische, die vorsichtig und klug sind, sind daher nicht unbedingt die Sieger der Evolution.

Arlinghaus, R., Klefoth, T., Rapp, T., Monk, C. T. (2017). Schlauer Karpfen, dummer Hecht? Fisch & Fang, 12/2017, 22-27


Published : 2017
Appeared in : Fisch & Fang, 12/2017,22-27