Worum geht es?

STÖRBAGGER ist ein von drei Landesanglerverbänden finanziertes, am IGB bei IFishMan angesiedeltes wissenschaftliches Projekt, in dem die möglichen Auswirkungen (STÖRungen) von gewässergebundenen Erholungsaktivitäten auf die aquatische Biodiversität untersucht werden. Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen zur Harmonisierung von Gewässerfreizeit und Naturschutz abgeleitet. Das dreijährige Projekt fokussiert auf die Wirkungen des Angelns auf Tiere, Pflanzen und Uferlebensräume an Binnengewässern, speziell an künstlich geschaffenen Seen (sog. BAGGERseen) und im Vergleich zu anderen Freizeitformen (Baden, Spaziergehen mit und ohne Hund usw.). Baggerseen als Gewässertyp dienen für empirische Untersuchungen als besonders geeignete, in sich abgeschlossene Modellgewässer; die Aussagen des Projekts sind jedoch übertragbar auf andere Gewässertypen wie Fließgewässer in FFH- und Naturschutzgebieten oder Tagebaurestseen.

Hintergrund

Angler haben eine wichtige ökologisch-hegerische Funktion, beispielsweise im Rahmen der Bewirtschaftung von Gewässern und beim Fischartenschutz. Vermehrt wird allerdings auch auf die mögliche Störwirkung von Anglern und des Angelns auf Tiere und Pflanzen hingewiesen, zum Beispiel durch Trittschäden oder das Aufscheuchen von uferbrütenden Singvögeln. Die meisten Erholungssuchenden an Gewässern beeinflussen durch ihre Anwesenheit natürliche Prozesse und Wildtiere. Wie stark entsprechende Auswirkungen auf die Artenvielfalt sind und welche spezifischen Störwirkungen vom Angeln im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten wie Bootfahren, intensive Badenutzung und Spaziergänger mit und ohne Hunden ausgehen, ist nur zum Teil verstanden. Trotzdem unterstellen einige Akteure und Behörden insbesondere dem Angeln ein hohes Störpotenzial. Das Projekt will auf der Grundlage solider Studien verstehen, ob und inwiefern vom Angeln Störungswirkungen auf gewässergebundene Wirbeltiere und Pflanzen ausgehen und auf welchen Ebenen der biologischen Organisation entsprechende Effekte wirken. Mögliche Einflussebenen können von marginalen Erregungswirkungen bis zu naturschutzfachlich erheblichen Trittschäden und Wirkungen auf die Artenvielfalt reichen. Außerdem möchte das Projekt behördliche Planungsprozesse untersuchen und verstehen, welche Rolle wissenschaftliches Wissen zur Störungswirkung vom Angeln bei Planfeststellungsverfahren und beim Management von Naturschutzgebieten spielt.

 

Anglern wird aufgrund der langen Verweildauer und der Ausübung  der Angelaktivität zu unterschiedlichsten Tageszeiten eine besonders hohe Störwirkung nachgesagt (Links: Angler am Schilfgürtel. Rechts: Angler in der Dämmerung. Fotos: Florian Möllers).

Besonders im Sommer wird die Freizeit gerne am oder im Wasser verbracht (Fotos: Florian Möllers).

 

Was ist der Nutzen?

Ziel der Arbeiten ist es abzuleiten, wie das Störungspotenzial von anglerischer Nutzung minimiert und ein Konsens anglerischer und naturschutzfachlicher Interessen erreicht werden kann. Damit sollen Konfliktpotenziale zwischen Angelfischerei und dem behördlichen und sonstigen Naturschutz an Gewässern und dem Gewässerumfeld abgebaut werden.

Wer sind die Partner?

STÖRBAGGER wird vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie (IGB) und Binnenfischerei in der Arbeitsgruppe Integratives Angelfischereimanagment von Prof. Dr. Robert Arlinghaus bearbeitet. Projektbearbeiterin ist die Doktorandin Malwina Schafft. Das F+E Projekt wird finanziell gefördert durch den Anglerverband Niedersachsen e.V., Landesverband Sächsischer Angler e.V. und dem Landesfischereiverband  Bayern e.V..

 

Ein weiteres Problem – Vermüllung durch Freizeitnutzung an Gewässern. Foto: Florian Möllers
Der Hecht (Esox lucius) ist ein beliebter Fisch bei Anglern. Foto: Arndt Weber
Viele Wasservögel Nutzen Uferhabitate als Brutlebensraum. Blesrallennest mit brütender Blessralle (Fulica atra). Foto: Robert Nikolaus
Auch im Winter dienen Gewässer als Rastplatz für viele Wasservögel Foto: Robert Nikolaus).
Amphibien, wie Wasserfrösche (Pelophylax) nutzen Gewässer zur Fortpflanzung. Foto: Matthias Emmrich.
Libellen bevorzugen Strukturreiche Gewässer. Hier ein frisch geschlüpftes Weibchen des Großen Blaupfeils (Orthetrum cancellatum). Foto: Robert Nikolaus
Die Erdkröte (Bufo bufo) nutzen Gewässer zur Fortpflanzung. Foto: Robert Nikolaus
Stockentennest am Baggersee. Fotos: Robert Nikolaus