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Willkommen beim Projekt: WAIDGERECHT

Laufzeit: 01.10.2024 - 30.09.2025


Längst nicht alle in der Angelfischerei gefangenen Fische werden zum Verzehr entnommen. Ein Teil wird nach dem Fang wieder freigelassen, zum Beispiel weil Schonmaßnahmen wie Mindestmaße ein Zurücksetzen zu kleiner Fische nach dem Fang erfordern. Auch entnahmefähige Fische werden zurückgesetzt, zum Beispiel weil eine Art keine Zielart, also Beifang war. Ungeachtet der Beweggründe, die zum Zurücksetzten eines gefangenen Fisches führen, stellen sich einige wichtige biologisch-ökologische Fragen, denen im WAIDGERECHT-Projekt systematisch nachgegangen wird: Überleben die zurückgesetzten Fische und zu welchen Anteilen? Hat das Fangen und Freilassen Auswirkungen auf Physiologie, Verhalten, Reproduktion oder das Wachstum? Und was kann man beim Angeln machen, um Fische möglichst schonend und waidgerecht zu behandeln, wenn sie aus welchen Gründen auch immer zurückgesetzt werden sollen oder müssen?

Um diese Fragen zu beantworten und konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis für eine neue Waidgerechtigkeit beim Fangen und Freilassen zu erarbeiten, wird im Rahmen des Projekts eine systematische Literatursuche und -synthese in einschlägigen wissenschaftlichen Literaturdatenbanken durchgeführt. Alle wissenschaftlichen Studien zum Fangen und Freilassen von in Deutschland relevanten Angelarten werden identifiziert und anschließend in Hinblick auf Studiengüte, Aussagekraft und Inhalt überprüft. Die Ergebnisse werden systematisch aufbereitet und zu artabhängigen Handlungsempfehlungen für eine neue Waidgerechtigkeit beim Zurücksetzen aufgearbeitet.

Der Fokus liegt auf in Deutschland heimischen und anglerisch relevanten Arten wie Hecht, Bachforelle, Regenbogenforelle, Lachs, Zander, Wels, Karpfen oder Flussbarsche sowie deren nahe verwandten Arten wie beispielsweise Gelbbarsch oder Walleye, die in Nordamerika heimisch sind und eng mit dem Flussbarsch und dem Zander verwandt sind.

Ziel der Syntheseaktivitäten ist es, das verfügbare Wissen zu letalen und subletalen Wirkungen des Fangen-und-Freilassens zu identifizieren, mit dem Schwerpunkt der Quantifizierung der Sterblichkeitsraten sowie der anglerischen oder technischen (z. B. Gerätewahl und Fangtiefe) Faktoren, die die Sterblichkeit oder aber subletale Auswirkungen auf Verhalten, Kondition, Zuwachs und Reproduktion mitbestimmen. Außerdem sollen für die relevanten Fischarten die entscheidenden Umweltfaktoren wie zum Beispiel die Wassertemperaturen identifiziert werden, die für die jeweiligen Fischarten optimal oder kritisch sind im Kontext Fangen und anschließendes Freilassen.

Das Projekt ist ethisch neutral, d. h. es wird kein Standpunkt bezogen, ob Fangen und Freilassen moralisch akzeptabel ist oder nicht. Stattdessen wir die sachliche wissenschaftliche Frage geklärt: Wenn, warum auch immer, Fische geangelt und zurückgesetzt werden, wie kann die Praktik waidgerecht, fischschonend und nachhaltig erfolgen und was müssen Anglerinnen und Angler artabhängig beachten? Gelten alle Empfehlungen allgemein über alle Arten oder gibt es artabhängige Reaktionen auf das Zurücksetzen?

Die Ergebnisse werden in einer öffentlich verfügbaren Datenbank auf www.ifishman.de bereitgestellt und kommentiert; sie dienen der Ableitung von „Best-Practice“ Empfehlungen an die Angler:innen. Diese wissensbasierten Handlungsempfehlungen beschreiben, auf welchem Wege das Überleben nach dem Zurücksetzen maximiert bzw. andere negative Wirkungen (z. B. Verletzungen) minimiert werden können. Hier hat der Angler bzw. die Anglerin enorme Handlungsspielräume, die über Wohl oder Übel entscheiden und die aktuell in der Praxis entweder nicht bekannt oder noch zu wenig ausgeschöpft werden.


Kontakt

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und
Binnenfischerei (IGB)
Abt. 4 Biologie der Fische, Fischerei und Aquakultur
Müggelseedamm 310
12587 Berlin

 

Prof. Dr. Robert Arlinghaus (Projektleiter)
robert.arlinghaus[at]igb-berlin.de | +49 (0) 30 64181 653


Fritz Feldhege (Projektmitarbeiter)
fritz.feldheger[at]igb-berlin.de