Ursachenanalyse von Berufsfischer-Angler Konflikten am Beispiel der Nutzung von Hechten (Esox lucius) in den Boddengewässern Mecklenburg-Vorpommerns

Der Beitrag analysiert einen in den sozialen und traditionellen Medien abgelaufenen Diskurs zur Angemessenheit einer Anlandung einer großen Zahl von Hechten in den Bodden durch einen Berufsfischer aus Sicht von ausgewählten Anglern*, Angel-Guides, Fischern, Politikern und der Verwaltung. Auf der Grundlage eines sozial-psychologischen Konfliktmodells und unter Rückgriff auf im Diskurs auftretende Zitate werden Argumentationsstrukturen und Konfliktdeterminanten aufgezeigt. Beim dokumentierten Fischer-Angler Konflikt handelt es sich um einen Verteilungskonflikt zwischen Nutzergruppen, der institutionell, kulturell und emotional begründet ist. Psycho-soziale Faktoren auf Seiten von Fischern, Anglern und politischen Entscheidungsträgern wie Ressourcenabhängigkeiten, Ressourcennormen, die Akzeptanz unterschiedlicher Lebensstile und Verhaltensweisen, Legitimations- und Vertrauensfragen sowie Beschränkungen in der Verfügbarkeit und Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse führen zu realen oder nur wahrgenommenen Zielkonflikten und zu Unzufriedenheit, die sich in tief verwurzelten Antipathien zwischen Anglern und Fischern manifestieren. Die Konfliktlösung verlangt verbesserte Daten, Kommunikation und Aufklärung, eine verbesserte Akzeptanz für unterschiedliche Verhaltensweisen und Normen sowie eine gesteigerte Vertrauensbasis zwischen den Nutzergruppen und der Fischereipolitik und -verwaltung. Angesichts des aktuell rückläufigen Boddenhechtbestands könnten neben der Förderung partizipativer Managementsysteme auch Maßnahmen helfen, die den Fischerei- und Angeldruck reduzieren, die Rekrutierung und das Hereinwachsen in den Bestand erhöhen und eine als gerecht wahrgenommene Verteilung der Hechte zwischen Berufsfischern und Anglern gewährleisten. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind in diesem Prozess wichtig, können aber politische Abwägungen, die Lösung von Zielkonflikten und die Schaffung von Partizipation, Legitimität und Vertrauen nicht ersetzen.