Aufwertung von Uferstrukturen an Baggerseen: Anglerinnen und Angler können Artenvielfalt erhöhen

Das Projekt BAGGERSEE untersuchte den Einfluss anglerischer Gewässerbewirtschaftung auf die Artenvielfalt an Baggerseen. Dabei zeigte das Team aus Forschung und Anglerschaft auch, wie Naturschutz und Naturnutzung durch einfache Maßnahmen in Einklang gebracht werden können. Die niedersächsische Kulturlandschaft beinhaltet über 30.000 Seen und Teiche, von denen die meisten künstlichen Ursprungs sind: Mit Blick auf die Gesamt-Wasserfläche sind nur 23 % Naturgewässer, der Großteil (77 %) wurde durch Menschen geschaffen (Cyrus et al. 2020, Nikolaus et al. 2020). Dabei handelt es sich vorrangig um kleinere Standgewässer mit einer Gesamtfläche unter 10 ha. Als Ersatzlebensräume und Trittsteinbiotope bieten diese kleinen Wasserkörper – häufig sind es Baggerseen – ein enormes Potential für den Naturschutz (Matern et al. 2019; Oertli & Parris 2019; Nikolaus et al. 2021). Gleichzeitig sind gerade Baggerseen für viele Menschen zentrale Elemente der Freizeitgestaltung (Meyerhoff et al. 2019). In einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage in Niedersachsen mit Bezug auf das Jahr 2017 gaben 46 % der Befragten an, Baggerseen im Rahmen von Spaziergängen (häufig mit Hund) genutzt zu haben, 21 % der Niedersachsen suchten die Gewässer regelmäßig im Sommer zum Baden auf. Inklusive Mehrfachbesuchen wurde die Gesamtzahl der Baggerseenutzungen im Jahr 2017 niedersachsenweit auf über 30 Millionen Tage geschätzt, sodass diese Gewässer einem hohen Nutzungsdruck unterliegen. Angeln war für 2 % der Befragten in Niedersachsen die hauptsächliche Freizeitbeschäftigung (Meyerhoff et al. 2023). Allerdings sind Anglerinnen und Angler im Unterschied zu anderen Nutzergruppen nicht nur Nutznießer von Gewässern und Fischpopulationen, sondern gesetzlich auch zur nachhaltigen Hege (d. h. Bewirtschaftung und Management) verpflichtet. Insgesamt gibt es je nach Statistik und Umfrage alleine in Deutschland zwischen 2 und 7 Millionen Anglerinnen und Angler, die in rund 10.000 Angelvereinen organisiert sind und eine wichtige aber nicht selten übersehene Rolle im Gewässerschutz spielen (Wegener 2020; Shephard et al. 2023).