Der Beitrag von Hechtbrutbesatz zum natürlichen Aufkommen von Hechten (Esox lucius Linnaeus, 1758): Ein Experiment unter Teichbedingungen

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Besatz ist ein in der Bewirtschaftung von Fischbeständen häufig angewendetes Mittel zur Bestandssteigerung. Der Erfolg von Hechtbrutbesatz wird dabei in verschiedenen Studien angezweifelt. Ein genauer Nachweis konnte in den Freilandversuchen jedoch nicht erbracht werden. Deshalb wurden in dieser Studie die Versuche in der kontrollierbaren Umgebung einer Teichanlage durchgeführt. Dabei wurde in je vier Teichen zum einen eine ausschließlich natürliche Reproduktion als Vergleichstreatment, zum anderen das Ausbleiben einer natürlichen Reproduktion mit reinem Hechtbrutbesatz, sowie ein Besatz bei gleichzeitiger natürlicher Reproduktion nachgestellt. Der Besatz mit schwimm- und fressfähiger Hechtbrut wurde in einer Dichte von 6 Brütlingen/m² realisiert. Der zusätzlich zur natürlichen Vermehrung durchgeführte Besatz ergab nur kurzfristig ein höheres Aufkommen an Junghechten. Zum Versuchsende, 95 – 99 Tage nach Besatz, konnte kein Unterschied zur ausschließlich natürlichen Reproduktion festgestellt werden. Sowohl die Anzahl, als auch die Biomasse von Junghechten pro Fläche war nicht signifikant verschieden. Die Tragekapazität des Ökosystems wurde also auch durch die natürliche Reproduktion allein erreicht und kann aufgrund von Kannibalismus als Hauptmechanismus der Dichteregulation auch nicht erhöht werden. Das hohe Aufkommen von Besatzhechten bei simuliertem Ausbleiben der natürlichen Reproduktion bestätigte die Annahme, dass sich durch Brutbesatz eine Population aufbauen lässt. Die Dichte und Biomasse der Junghechte war zum Versuchsende im Mittel sogar höher als in den Teichen mit ausschließlicher Naturverlaichung und den Teichen mit zusätzlichem Besatz. Hier setzte der Kannibalismus durch die geringere Größenheterogenität vermutlich später ein. In den Teichen mit natürlicher Reproduktion und Besatz verdrängten die Besatzhechte einen Teil der Wildhechte, ohne jedoch die Bestände zu erhöhen. Insgesamt zeigten sich die wilden Hechte aber konkurrenzstärker. Das langsamere Wachstum der Besatzhechte in der Konkurrenzsituation wird für das festgestellte geringere Überleben der Besatzfische verantwortlich gemacht. Als Ursachen für die Unterschiede werden die komplexen Prozesse der künstlichen Vermehrung und der Aufzucht der Hechte im Bruthaus vermutet. Die Nahrungsdiversität und –quantität von Wild- und Besatzfischen war im Mai und Juli sehr ähnlich. Auch die Kondition der bis zum Versuchsende überlebenden Hechte wurde nicht von der Herkunft bestimmt.Der Versuch zeigte unter kontrollierten, naturnahen Bedingungen, dass der Besatz von Hechtbrut bei einer sich natürlichen reproduzierenden Population keinen Erfolg verspricht und damit andere Managementoptionen, etwa die Schaffung geeigneter Habitate, zu bevorzugen sind. Zur Neubesiedlung oder bei regelmäßigem umweltbedingtem Ausfall der Reproduktion ist der Besatz mit Hechtbrut allerdings durchaus eine vielversprechende Möglichkeit. Wenn jedoch auf geringem Niveau eine Reproduktion stattfindet, für Brutbesatz wohl nicht zum Bestandsanstieg.

Lübke, K. (2013). Der Beitrag von Hechtbrutbesatz zum natürlichen Aufkommen von Hechten (Esox lucius Linnaeus, 1758): Ein Experiment unter Teichbedingungen. Diplomarbeit, Universität Rostock / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin


Veröffentlicht : 2013
Erschienen in : Diplomarbeit, Universität Rostock / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin