Fischzönosen in anglerisch bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen in Niedersachsen: Statuserhebung und Schlussfolgerung für die Praxis

Projekt Baggersee , Bachelor

Künstlich geschaffene Baggerseen werden häufig von Angelvereinen fischereilich genutzt. Die Angelvereine müssen im Rahmen der Hegepflicht ihre Gewässer und Fischbestände naturschutzgerecht pflegen. Die richtigen Hege- und Pflegemaßnahmen sind dabei nicht immer eindeutig abzuschätzen. In der vorliegenden Bachelorarbeit wurden Fischartengemeinschaften in 20 vergleichsweise jungen (25-35 Jahre) niedersächsischen Baggerseen zwischen einem bis 19 Hektar (Mittelwert 7,2 ha; maximale Tiefen vier bis 23 m, Mittelwert 9,5 m) untersucht. Mittels litoraler Elektrofischerei und Multimaschenstellnetzen im Boden- und Freiwasserbereich wurde der Fischbestand in 16 anglerisch bewirtschafteten und vier seit ihrer Entstehung nicht fischereilich genutzten (unbewirtschafteten) Baggerseen beprobt und in Bezug auf die Fischartenvielfalt, die Fischartenzusammensetzung (relative Catch per Unit Effort Daten), das Vorkommen von Kleinfischarten, Raubfischen sowie gefährdeten und nicht heimischen Arten untersucht. Die anglerisch bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich der Morphologie und Trophie. In allen Baggerseen, auch in den nicht bewirtschafteten, wurden mindesten drei Fischarten nachgewiesen. Im Vergleich zeigte sich jedoch in den bewirtschafteten Baggerseen eine signifikant höhere Artenanzahl von durchschnittlich drei und insgesamt sechs Arten mehr, eine höhere Häufigkeitsverteilung der Arten in den Gewässern und eine höhere Shannondiversität. Fremdfischarten konnten sowohl in den anglerisch bewirtschafteten als auch in den unbewirtschafteten Gewässern nicht nachgewiesen werden. In einem der unbewirtschafteten Gewässer wurde jedoch ein großes Vorkommen einer Zuchtform der Rotfeder (Scardinius erytroph-thalmus, sog. Goldrotfeder) nachgewiesen. Von den gefährdeten Arten konnte das Moderlieschen (Leucasoius delineatus) in einem der unbewirtschafteten Baggerseen nachgewiesen werden. Raubfischarten wurden in 100 % der bewirtschafteten, aber nur in 25 % der unbewirtschafteten Gewässer nachgewiesen. Kleinfischarten gab es insgesamt sechs, wovon je drei Arten in den bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen nachgewiesen werden konnten. Der prozentuale Anteil an Kleinfischen war in den unbewirtschafteten Baggerseen knapp 15 Mal höher. Es gab leichte Variabilitäten in Bezug auf die durchschnittliche Abundanz und relative Biomasse einzelner Arten. So konnten 40 Mal mehr Flussbarsche (Perca fluviatilis) und eine ebenfalls 40 Mal höhere Biomasse des Hechtes (Esox lucius) in dem Litoral der bewirtschafteten Baggerseen gefangen werden. Die Abundanz und Biomasse des Kaulbarsches (Gymnocephalus cernua), des Rotauges (Rutilus rutilus) und des Zanders (Sander lucioperca) waren jeweils im Freiwasserbereich der bewirtschafteten Baggerseen höher. Werden alle Fischarten gesamt betrachtet, war die litorale Biomasse in den bewirtschafteten Baggerseen vier Mal höher als in den unbewirtschafteten Baggerseen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass Baggerseen, solange sie eine gewisse Tiefe aufweisen, nicht fischfrei sind, auch wenn sie seit ihrer Entstehung nicht fischereilich genutzt werden. Stattdessen bilden sie zum Teil sehr untypische Fischartengemeinschaften aus. Im Falle der anglerisch bewirtschafteten Baggerseen zeigt sich, dass eine nachhaltige und gut geplante anglerische Bewirtschaftung von Baggerseen, eine naturschutzfachlich relevante Steigerung der Artendiversität bewirken kann.

Wegener, N. (2017). Fischzönosen in anglerisch bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen in Niedersachsen: Statuserhebung und Schlussfolgerung für die Praxis. Bachelor Thesis, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover / Anglerverband Niedersachen e.V. in Hannover


Veröffentlicht : 2017
Erschienen in : Bachelor Thesis, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover / Anglerverband Niedersachen e.V. in Hannover