Vergleichende Analyse von Spuren freizeitlicher Nutzung an anglerisch bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen (≤ 20 Hektar) in Niedersachsen

Projekt Baggersee , Bachelor

Baggerseen sind künstliche Gewässer. Sie entstehen, wenn sich durch den oberirdischen Abbau von Rohstoffen, in Niedersachsen vorrangig Kies und Sand, geschaffene Gruben mit anstehendem Grundwasser füllen. Baggerseen können eine wichtige Funktion im Naturschutz einnehmen, dienen aber auch der Erholung und Freizeitnutzung. Die Freizeitnutzung kann einen negativen Einfluss auf die Flora und Fauna der Baggerseen haben. Geeignete Konzepte der Besucherlenkung können diesen Einfluss mindern. Um eine Datengrundlage für solche Konzepte zu erstellen, wurden die Spuren der Freizeitnutzung und ihre Intensität an 20 Baggerseen ≤ 20 Hektar in Niedersachsen untersucht. Dabei handelte es sich um anglerisch bewirtschaftete (16) und nicht bewirtschaftete (vier) Baggerseen. Anhand von 31 ausgewählten Parametern wurde die örtliche Infrastruktur (Parkplätze, Zuwegung, Weglängen und –breiten, Anzahl Gewässerzugänge bzw. Angelstellen am Gewässer), der Vermüllungsgrad, weitere Nutzungsspuren (Feuerstellen, Hunde-, Pferdekot) und die Auswirkungen der Nutzung auf die Vegetation (Wuchshöhe, Anteil Offenböden) erfasst und zwischen den anglerisch bewirtschafteten und nicht bewirtschafteten Seen verglichen. Beobachtete Nutzungsformen an den Baggerseen in Niedersachsen waren Angeln, Baden, Spazieren gehen und Hund bzw. Pferd ausfuhren. Als Spuren der Nutzung konnten Erniedrigung und Reduzierung von vorhandener Vegetation, Wegenetze um das Gewässer und Hinterlassenschaften der Nutzer in Form von Müll, Feuerstellen, Hundekot oder Pferdeäpfeln aufgenommen werden. Reiter mit Pferden und ihren Hinterlassenschaften machten einen geringen Teil der Freizeitnutzung an vier der untersuchten Baggerseen aus. Hinweise auf Hundebesitzer konnten an elf der Seen notiert werden. Sowohl an bewirtschafteten, als auch an unbewirtschafteten Baggerseen wurde Müll gefunden. 5,59 % des gefundenen Mülls ließ sich als anglerspezifisch identifizieren, während der Großteil nicht einer bestimmten Nutzergruppe zugeordnet werden konnte. Anglerspezifischer Müll wurde ausschließlich an anglerisch bewirtschafteten Baggerseen gefunden. Ein Vergleich der einzelnen Angelstellen bzw. Gewässerzugänge ergab einen signifikanten Zusammenhang von der Vermüllung und dem Deckungsgrad der Vegetation in Abhängigkeit der nächsten Parkmöglichkeit. Je weiter die Angelstelle bzw der Gewässerzugang von der Parkmöglichkeit entfernt war, desto weniger Müll wurde gefunden und desto höher war die Vegetationsbedeckung. Das lasst darauf schließen, dass Gewässerbereiche in unmittelbarer Umgebung von Parkmöglichkeiten am stärksten genutzt werden. Der Vergleich der verschiedenen Parameter der Nutzungsspuren und Infrastruktur an bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen ergab, dass die infrastrukturellen Einrichtungen an ungenutzten Baggerseen weniger Flächen in Anspruch nahmen. Hier wurden keine offiziellen Parkplätze, Uferbefestigungen, Sitzmöglichkeiten oder Mülleimer vorgefunden. Allein durch die Entfernung zur nächstgelegenen Straße, zum nächsten Dorf und zur nächsten Stadt ließen sich keine Unterschiede in der Nutzungsintensität zwischen bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen feststellen. An beiden Gewässertypen wurden ähnliche Anteile an Müll nachgewiesen. An den unbewirtschafteten Gewässern wurden signifikant weniger Gewässerzugänge nachgewiesen, dafür waren diese jedoch im Vergleich zu den Angelstellen der bewirtschafteten Gewässer starker vermüllt. Allein die Bewirtschaftung bzw. Nichtbewirtschaftung durch Angler ist demnach nicht ausschlaggebend für den Wert eines Baggersees für den Naturschutz. Vielmehr ist die Art und Weise der Bewirtschaftung, insbesondere der Ufer, von Bedeutung. Eine schonende Bewirtschaftung, mit vielfältigen Uferbereichen und nutzungsfreien Zonen, kann den Artenreichtum am Gewässer fördern. Flora und Fauna können dort Rückzugs- und Erholungsorte finden. Hiervon profitieren auch die Nutzer der bewirtschafteten Baggerseen. Diese sollten unbedingt in die Planung und Umsetzung der Maßnahmen miteinbezogen werden. Durch Kommunikation, Information und Mitarbeit kann das Verständnis über ökologische Zusammenhänge und die Identifizierung mit dem Gewässer durch dieVereinsmitglieder gefördert werden.

Niebuhr, J.-T. (2017). Vergleichende Analyse von Spuren freizeitlicher Nutzung an anglerisch bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen (≤ 20 Hektar) in Niedersachsen. Bachelor Thesis, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover / Anglerverband Niedersachsen e.V. in Hannover


Veröffentlicht : 2017
Erschienen in : Bachelor Thesis, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover / Anglerverband Niedersachsen e.V. in Hannover