Einfluss von verschiedenen Angelfuttermitteln auf Wachstum und Gesundheit beim Karpfen (Cyprinus carpio L.). Ausführungen zur möglichen Phosphorbelastung von Angelgewässern durch das Anfüttern

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Der Einfluss von Angelfuttermitteln auf Mortalität, Wachstum und Körperzusammensetzung bei Fischen wurde erstmals in zwei unabhängigen Experimenten an juvenilen Karpfen (Cyprinus carpio L.) untersucht. Hierzu wurden die Versuchsfische mit vier verschiedenen Angelfuttermixturen [Partikel, Stippfutter, Fertigboilies, HNV (High Nutritive Value) –Boilies] mit und ohne Zufütterung einer Naturnahrungskomponente (Chironomiden) über acht Wochen in Rundbecken einer Kreislaufanlage gefüttert und im Vergleich zu zwei Positivkontrollen (kommerzielles Fischfutter, Chironomiden) bewertet. Zusätzlich wurden Verdaulichkeitskoeffizienten der in Angelfuttermitteln enthaltenen Nährstoffe mittels der indirekten Methode mit Chrom-III-oxid als inerte Markersubstanz ermittelt. Fische werden durch Angelfuttermittel nicht unmittelbar geschädigt und profitieren besonders von hochwertigen Futtermitteln (Fischpellets, HNV-Boilies), was sich in einem signifikant erhöhten Wachstum manifestierte. Die nachgewiesenen Verdaulichkeitskoeffizienten der Nährstoffe ergaben insbesondere bei Rohfett und Rohprotein mit >80% bei allen Angelfuttermitteln zufriedenstellende Werte. Allerdings waren die nachgewiesenen durchschnittlichen Fettgehalte in der Frischsubstanz der Versuchsfische mit 13,6% nach Fütterung mit HNV-Boilies bis 15,9% (Fertigboilies) sehr hoch und kritisch zu bewerten. Das Fischwachstum wurde durch eine Limitierung an Nährstoffen bei allen Angelfuttermitteln im Vergleich zu Pelletfütterung eingeschränkt, am deutlichsten bei Stippfutter- und Partikelfütterung. Die untersuchten Angelfutter waren daher als Alleinfutter ungeeignet. Die positiven Effekte der Naturnahrung wurden zwar ergänzt, aber nicht ersetzt. Bei Zufütterung von Chironomiden zeigte sich im Vergleich zur ausschließlichen Fütterung mit Angelfuttermitteln eine deutlich höhere spezifische Wachstumsrate und eine energetisch günstige Körperzusammensetzung, besonders im Hinblick auf den Fettgehalt mit Werten zwischen 7,7% nach Fütterung mit Fertigboilies und 9,1% (Stippfutter) bezogenauf die Frischsubstanz der Versuchsfische. In Angelgewässern, in denen Überbesatz und Naturnahrungsknappheit herrschen, ist Anfüttern durch Angler positiv zu bewerten, da dies zur Verbesserung der Fischkondition beitragen kann. Weiterhin wurden Einflüsse der Angelfuttermittel auf die Phosphorbelastung der Gewässerökosysteme modelliert. Dafür kamen sowohl eigene Ergebnisse als auch Daten verschiedener Anglerumfragen zur Anwendung. Mit Hilfe von zwei Modellen (P Belastungsmodell und Einbox-Modell) für Seen wurde die Phosphorbelastung anhand von Beispielen semiqualitativ abgeschätzt. Die von Karpfenanglern eingesetzten Futtersorten und -mengen ergaben durchschnittliche Brutto-Phosphoreinträge von 1018 g Phosphor pro Angler und Jahr. Gleichzeitig wurden dazu geringere Netto-Phosphoreinträge dargestellt, die einerseits auf der Futteraufnahme und Phosphorfixierung durch Fische und andererseits auf der Fischentnahme durch Angler basierten. In bezug auf den absoluten Phosphoreintrag durch Anfüttern machen Getreideprodukte aufgrund der hohen eingesetzten Menge den größten Eintragspfad aus. Hochwertige, fischmehlreiche Futtermittel (Fischpellets, HNV-Boilies) sind aus ökologischer Sicht zwiespältig zu bewerten. Sie unterstützen den Fisch energetisch und tragen zur guten Ausnutzung der Naturnahrung bei, belasten das Gewässer aber relativ stark durch hohe Phosphorgehalte. Der eutrophierende Effekt des Anfütterns ist stark gewässerabhängig. Kritisch zu betrachten im Hinblick auf eine mögliche Beeinträchtigung der Gewässerqualität (Eutrophierung) sind in jedem Fall kleinere (<25ha), flache, nährstoffärmere (mesotroph bis schwach eutroph) und damit klarere Seen mit hohen Wasseraufenthaltszeiten, bei hohem Angeldruck und geringer Fischentnahme. Eine Pauschalisierung der Effekte auf alle Gewässer und eine selektive Diskriminierung bestimmter Anglergruppen ist wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen. Insofern wird eine Managementgrundlage für Angelvereine dargestellt, die eine Gewässerbewirtschaftung hinsichtlich der Anfütterungsproblematik erleichtert. Eine verbesserte Nährstoffzusammensetzung von Angelfuttermitteln wird mit dem Konzept der „ecological groundbaits“ dargestellt, welche die energetische Versorgung des Fisches optimieren und den Phosphoreintrag in die Gewässer minimieren können.

Niesar, M. (2003). Einfluss von verschiedenen Angelfuttermitteln auf Wachstum und Gesundheit beim Karpfen (Cyprinus carpio L.). Ausführungen zur möglichen Phosphorbelastung von Angelgewässern durch das Anfüttern. Diploma Thesis, Humboldt-Universität zu Berlin / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin


Veröffentlicht : 2003
Erschienen in : Diploma Thesis, Humboldt-Universität zu Berlin / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin