Mission

Die Forschungsmission des Fachgebiets für Integratives Fischereimanagement an der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) ist die Erarbeitung von wissenschaftlich belastbaren Grundlagen für die nachhaltige Bewirtschaftung von wildlebenden Fischbeständen, insbesondere in der Angelfischerei in Binnengewässern. Wir betreiben inter- und transdisziplinär organsierte Nachhaltigkeitswissenschaften am Beispiel der Angelfischerei.

In der universitären Lehre bilden wir die „Fischereimanager von morgen“ aus und informieren Studierende der Fischereiwissenschaften und verwandter Fächer interdisziplinär über die komplexen Aufgaben in der Steuerung und im Management der Fangfischerei. Darüber hinaus pflegen wir einen engen Kontakt zur Fischereipraxis und engagieren uns in der Wissensvermittlung an Praxisakteure wie Gewässerwarte, Angler und andere Naturschützer sowie die Öffentlichkeit.

Forschungsphilosophie und -ansätze

Die Angelfischerei ist ein eng gekoppeltes sozial-ökologisches System, das durch wechselseitige Abhängigkeiten und Interaktionen zwischen Anglern, Bewirtschaftern, Fischbeständen und Ökosystemen  gekennzeichnet ist (Abb. 1).

Um die daraus resultierenden komplexen Wirkzusammenhänge zu verstehen, setzen wir in praxisnaher Forschung eine Vielzahl von Forschungsmethoden aus der Fischereibiologie und den angewandten Sozialwissenschaften ein. Auf der Basis fundierter Erkenntnisse zur Dynamik von genutzten Fischbeständen und den Interaktionen von Mensch und Gewässerökosystem erarbeiten wir unter Berücksichtigung sozio-ökonomischer Dimensionen Lösungen für eine nachhaltige Fischerei. Unsere Forschung ist streng interdisziplinär und bindet Praxisakteure wie Angelvereine und –verbände wann immer möglich in Forschungsprojekte ein. Wir integrieren verschiedene Forschungsdisziplinen sowie Wissenschaft und Praxis, um möglichst praxisnahe, belastbare Ergebnisse bereitzustellen. Wir greifen zur Erklärung empirischer Phänomene auf eine Vielzahl von Theorien zurück, wie z. B. Evolutionstheorie, Populationsökologie, Verhaltensökologie, Nutzentheorie, Sozial-Psychologie, Common-Pool-Resource Theorie, Spieltheorie, neue Institutionenökonomik und Bio-Ökonomie. Wir haben Zugang zu und umfangreiche Erfahrungen mit klassischen fischereibiologischen Methoden, hochaufgelöster Telemetrie, Genetik, experimenteller Evolution, öko-genetischer Modellierung, empirische Sozialwissenschaften, insbesondere der Umfrageforschung (Face-to-Face, schriftlich, telefonisch, online), Choice Experimenten, Verhaltensmodellierung und integrierender, bio-ökonomischer Modellierung. Am liebsten setzen wir Ganzseeexperimente ein, um die Reaktion der gesamten Gemeinschaft und der Angler auf Interventionen zu verstehen.

Wir arbeiten skalenübergreifend und betrachten die adaptive Dynamik auf verschiedenen biologischen und sozial-ökologischen Skalenniveaus, von der Ebene einzelner Populationen in Einzelgewässern bis hin zur Landschaftsebene unter Berücksichtigung regional mobiler Angler (Abb. 2). Wir haben umfangreiche Erfahrung in der partizipativen Forschung und mit der Durchführung von Workshops in Zusammenarbeit mit Anglern.

Praxisnah, aber wissenschaftlich fundiert

Mit Vorliebe bearbeiten wir praxisnahe Forschungsfragen, die wir mit führenden Methoden und Theorien versuchen zu beantworten, um sowohl fundierte, publizierbare wissenschaftliche Ergebnisse als auch Impulse in das Fischereimanagement zu realisieren. Einige Beispiele umfassen

  • Erfolgsaussichten und ökologische Risiken von Fischbesatz
  • Rolle und Bedeutung des Schutzes großer Laichfische
  • Sind ausgewählte Fische besser fangbar als andere und was bedeutet das?
  • Wirkung von Entnahmefenstern im Vergleich zu Mindestmaßen
  • Wie reagieren Fische auf Catch-&-Release?
  • Empfinden Fische Schmerzen?
  • Wie verhalten sich Angler?
  • Wie kann man regionale Angelfischereien mit regional mobilen Anglern bewirtschaften?
  • Welche Wirkungen haben Fortbildungen auf Angler und Gewässerwarte
  • Wie denkt die Bevölkerung zu Fragen des Tier- und Naturschutzes?