Anglerische Bewirtschaftung sorgt für Fischartenvielfalt im Baggersee

Baggersee , Baggersee

Die erste BAGGERSEE-Studie wurde jetzt veröffentlicht: Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) zusammen mit Fischereibiologen des Anglerverbands Niedersachsen (AVN) die Fischgemeinschaften in anglerisch bewirtschafteten und unbewirtschafteten Baggerseen verglichen. Die von Freizeitanglerinnen und -anglern bewirtschafteten Seen zeichneten sich durch eine höhere natürliche Artenvielfalt aus als Baggerseen ohne fischereiliche Bewirtschaftung. Nicht-heimische Fischarten kamen in beiden Seentypen hingegen nur sporadisch vor.

 

Das überraschende Ergebnis der BAGGERSEE-Erhebungen: Von Anglern bewirtschaftete, künstlich entstandene Seen weisen im Vergleich zu unbewirtschafteten Baggerseen eine deutlich höhere natürliche Fischartenvielfalt auf. In den untersuchten bewirtschafteten Baggerseen kamen in der Regel sieben bis elf verschiedene Fischarten vor, in den unbewirtschafteten rund drei bis fünf. IGB-Fischereibiologe Sven Matern erläutert: "Angler werden von manchen Naturschützern als Störfaktor an Gewässern angesehen. Unsere Erhebungen zeigen jedoch, dass Freizeitfischer vor allem als Heger von Gewässern wirken, indem sie helfen, artenreiche Fischgemeinschaften in Baggerseen zu etablieren, die denen von natürlichen Seen sehr stark ähneln.“ 

Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass insbesondere anglerisch begehrte heimische und teilweise bedrohte Raubfische wie Hecht, Barsch und Aal häufiger in den bewirtschafteten Baggerseen anzutreffen sind. Unbewirtschaftete Seen werden vor allem von Kleinfischen wie Moderlieschen oder Stichlingen besiedelt. Die oft gefürchteten invasiven und nicht-heimischen Fischarten wie Graskarpfen oder Forellenbarsche konnten die Forschenden in den untersuchten Baggerseen hingegen kaum nachweisen, egal ob bewirtschaftet oder nicht. Allerdings wurden überraschenderweise in einem nicht-bewirtschafteten Baggersee Goldvarianten von Rotfedern nachgewiesen; Fische, die typischerweise in Gartenteichen vorkommen und wohl von Privatpersonen illegal in den Baggersee ausgesetzt wurden. 

„Die Ergebnisse sind ein Beleg, dass die anglerische Bewirtschaftung zur Etablierung natürlicher Fischgemeinschaften in Baggerseen beiträgt, nicht hingegen zur Verbreitung nicht-heimischer Arten und auch nicht zur Ausbildung naturferner Fischgemeinschaften. Auch zeigte sich, dass der Baggersee um die Ecke für eine Vielzahl von Fischarten ein geeigneter Lebensraum ist, der dem Rückgang der biologischen Vielfalt ein Stück weit Einhalt gebieten kann“, resümiert BAGGERSEE-Projektleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom IGB und der Humboldt-Universität zu Berlin.

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