Süßwasserfische gehören weltweit zu den am stärksten gefährdeten Wirbeltieren. Etwa die Hälfte aller in Deutschland heimischen Arten ist gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht (Freyhof 2009). In Deutschland spielen Angelvereine beim Fischartenschutz in Binnen-gewässern eine zentrale Rolle. Sie sind hierzulande die Hauptinhaber von Fischereirechten. Damit einher geht gemäß landesfischereigesetzlichen Bestimmungen die Verpflichtung zur Hege und Pflege – modern ausgedrückt ist dies der Auftrag zum nachhaltigen Manage-ment der Fischbestände einschließlich der für die Fische so wichtigen Lebensräume (Arlinghaus 2006). Im Rahmen des gesetzlichen Hegeauftrags erhalten und fördern Angelverbände und -vereine Fischbestände unter anderem, indem sie Zucht- oder Wildfische in die Gewässer setzen (Klein 1996; Siemens et al. 2008). Diese weiteverbreitete Hegemaßnahme heißt Fischbesatz. Es existieren diverse nationale Leitlinien zur Gewährleistung einer guten fischereifachlichen Besatzpraxis (Berg 1993; Arlinghaus 2006; Baer et al. 2007; Lewin et al. 2010). Aufgrund fehlender Monitoringaktivitäten ist aber in vielen Fällen unklar, ob das flächendeckende Besatzengagement der hiesigen Angelvereine immer die gewünschten Erfolge bringt – sowohl für den Angler als auch für den Fischartenschutz (Klein 1996). Auch besteht der Verdacht, dass Fischbesatz je nach Auswahl der Satzfischherkünfte die genetische biologische Viel-falt sowie je nach Auswahl der zu besetzenden Arten die natürliche Vielfalt der Fischgemeinschaften nega-tiv beeinflussen könnte (Waterstraat 2002; Baer et al. 2007; Lewin et al. 2010). Kritische Naturschützer sehen Fischbesatz sogar als Eingriff in die Natur, den man unterbinden solle (Weibel & Wolf 2002). Fischereiverbände haben als Reaktion auf die vermehrt aufkommende naturschutzfachliche Kritik am traditionellen Fischbesatz in der Angelfischerei auf die Notwendigkeit des kontinuierlichen Einsetzens von Fischen in einer vom Menschen geformten Kulturlandschaft hingewiesen (Siemens et al. 2008). Diese Besatznotwendigkeit wird durch unveränderliche Umweltveränderungen (z.B. Ka-nalisierung in Fließgewässern) begründet, die zu Defiziten in der Qualität der Laich- und Jungfischlebensräume – und zum Fischrückgang geführt haben, der durch Besatz zumindest teilweise kompensiert werden soll (Siemens et al. 2008). Um die gesellschaftlichen Kontroversen rund um den Besatz von Fischen als Hegemaßnahme zumindest teilweise zu relativieren, wurde im Projekt Besatzfisch erforscht, wie Fischbesatz unter Berücksichtigung anglerischer Bedürfnisse auf ökonomischer und ökologischer Ebene optimiert werden kann. Dabei wurden auch Alternativen zu Besatz in Betracht gezogen. Bei allen Arbeiten wurden Angler und Entscheidungsträger in Angelvereinen aktiv in den Forschungsprozess integ-riert, um gemeinsam belastbare Lösungen für nachhaltigen Besatz zu erarbeiten.
Hand in Hand für nachhaltigen Fischbesatz: Zehn Besatzfisch-Kernbotschaften aus fünf Jahren angelfischereilicher Forschung
Projekt Besatzfisch , Online Publikation , Buch
Arlinghaus, R., Cyrus, E.-M., Eschbach, E., Fujitani, M., Hühn, D., Johnston, F., Pagel, T., Riepe, C. (2015). Hand in Hand für nachhaltigen Fischbesatz: Zehn Besatzfisch-Kernbotschaften aus fünf Jahren angelfischereilicher Forschung. Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, 54 pp.
Veröffentlicht
: 2015
Erschienen in
: Hand in Hand für nachhaltigen Fischbesatz: Zehn Besatzfisch-Kernbotschaften aus fünf Jahren angelfischereilicher Forschung